Pet in der Urne
In Anlehnung an das Urnenmodell, einem fiktiven Gefäß zur Veranschaulichung von Zufall-Experimenten,
ist diese Urne real und zugleich Gedanken-Experiment. Sie allegorisiert ein in Formaldehyd
eingelegtes Präparat und regt an, über die Herkunft und Geschichte des konservierten
Gegenstandes nachzudenken.
Die Doppelsinnigkeit des Wortspiels "PET" = im Englischen das geliebte Haustier und
"PET" = Polyethylenterephthalat (Kurzzeichen PET) also Kunststoff ist Absicht. Wir
bewahren hier etwas "Geschätztes, aus unserem Leben nicht mehr weg zu denkendes",
allerdings unnötigerweise - da die Abbauzeit dieses Produktes ca 450 Jahre beträgt,
darüber hinaus verleiht diese Konservierung und Art der zur-Schau-Stellung der Materie
eine Gewisse Wertigkeit, wie die einer aussterbenden Spezie, obwohl gerade das Gegenteil
der Fall ist: die Plastikmüll-Lawine wächst unaufhörlich.
Die großen Stärken von Kunststoffen wie Stabilität, Persistenz und Inertie bilden
für die Ökosysteme, die mit Plastikabfällen belastet werden, zugleich die größten
Gefahren. Diese Faktoren behindern die Zersetzung bzw. den Abbau der Polymere und
ebnen so den Weg für eine dauerhafte Einflussnahme von Kunststoffen auf die Umwelt.
So kann laut Umweltbundesamt die Zersetzungszeit der Kunststoffe in Abhängigkeit
von verschiedenen Umweltfaktoren bis zu 450 Jahre betragen, wobei selbst dann nicht
von einem vollständigen Abbau gesprochen werden kann (umweltbundesamt.de).
# 671
H18 x 5 cm dm - mixed media - 2016
Entpuppung
oder 6 Puppen
Das anlässlich einer Amerikanischen Versteigerung erstandene Requisit aus Götz Bury’s
Traumfabrik – Fritzl’s¹ Kopf mit schwarzem Klappbalken - wurde zur Inspiration und
zum Bestandteil des Werkes Entpuppung.
¹Fritzl hielt seine 1966 geborene Tochter vom 28. August 1984 bis zum 26. April 2008
in einer Wohnung unterhalb seines Hauses im Niederösterreich gefangen und vergewaltigte
sie vielfach. Daraus stammen sieben Kinder, von denen eines kurz nach der Geburt
starb und drei vom Täter als Pflegekinder adoptiert wurden. Die übrigen drei Kinder
lebten von der Geburt bis zu ihrer Freilassung im April 2008 in der Kellerwohnung.
Grundthema des Werkes ist die Kluft zwischen Schein und Sein. Ein Sympathieträger
„entpuppt“ sich als triebgesteuertes Ungeheuer. Der Titelzusatz bezieht sich nicht
nur auf die 6 abgebildeten Puppen im Innenteil der aufklappbaren Elemente, es versteht
sich auch als Wortspiel. Hier stehen die Puppen für echte betroffene Menschen während
sie im Leben wohl den Stellenwert von Sexpuppen für F. hatten.
Nr. I steht für die Ehefrau, Nr. II für die missbrauchte Tochter und Mutter seiner
Kinder III, IV, beides Mädchen und V ein Bub, die alle drei gemeinsam mit ihrer Mutter
im Keller gefangen gehalten worden waren. Nr. VI gedenkt dem 3 Tage nach der Geburt
verstorbenen Zwillingssohn.
# 673
68 x 58 cm - mixed media - 2016
Diät oder
Vegetarier werden
In der deutschen Bildzeitung vom 6. November 1984 wurde dieses 8,5 x 8,5 cm große
rosa Quadrat veröffentlicht, und bekannt gegeben, dass eine Studie der Universität
von Baltimore belege, das Betrachten dieses Quadrates dämpfe die Hungergefühle. Angeblich
erinnere es an rosa Fleisch und nach einiger Zeit setze ein Sättigungsgefühl ein.
In diesem Werk sieht man die durch das 4blättrige Kleeblatt als glücklich gekennzeichnete
Kuh. Glücklich, da sie stellvertretend für alle vom Menschen gezüchteten und für
den Verzehr bestimmten Tierarten als Zuschauerin vor dem rosa Quadrat steht, welches
hier an ihrer Stelle zum Verspeisen auf einem imaginären durch Messer und Gabel angedeuteten
Teller liegt.
# 674
B 28,5 x H 24 cm - mixed media - 2016
Schiefe Optik
Das kleine Bild im Bild mit der Patrone hängt ein wenig schief – kaum – aber für
Pedanten doch merkbar und störend, man spürt den Drang, es gerade zu richten. Dieses
Gefühl will dieses Werk erzeugen und zwar besonders im Hinblick auf die hinter der
Symbolik versteckten Anspielung auf die Waffen-Verherrlichung, die somit in zweifelhaftes
Licht gerückt werden soll.
Der dümmliche kleine Mann hängt an den Fäden eines unsichtbaren Puppenspielers, was
die geringe Eigen-verantwortlichkeit anzeigt, ein Faden, der für den Kopf, das Denken,
fehlt; daher kommt es überhaupt zur Hinterfragung dieser Verherrlichung und Idealisierung
von Mordwaffen. Der angesprochene oberkluge Besserwisser ist bereits zur Gänze manipuliert
und redet ihm das Austellungsstück schön, doch steht er selbst als dummer August
am Ende der Hierarchie. Wer zieht die Fäden?
# 675
26 x 33 cm - mixed media - 2016
Schichtarbeit
Das Glück ist mit dem Fleissigen
Der Titel Schichtarbeit bezieht sich einerseits auf die Arbeit, die ein Künstler
zu unterschiedlichen Zeiten verrichtet - Kreativität kennt keine Uhrzeit - und andererseits
auf die hier angebrachten Farbschichten der Acrylpaletten die im Laufe des Werkens
parallel zu den Arbeiten enstanden sind.
Der Würfel weist bis auf eine Fläche immer alle 6 als Ergebnis auf, also das besondere
Glück, das Beste das Meiste, den Gewinn, den Sieg, den Erfolg. Die Buddha-Figur
an der 6. Fläche, die hier quasi gewürfelt wurde, steht hier für das Wesen, das aus
eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit eine
grenzenlose Entfaltung aller in ihm vorhandenen Potenziale erlangt. „Das Glück ist
mit dem Fleissigen“, da mit dem Kunstschaffen auch Arbeit, Einsatz, Mühe verbunden
ist. Die Uhr in der Hand von Buddha mahnt uns an die Kürze der Zeitspanne des menschlichen
Lebens, die uns für die Arbeit, das Schaffen, zur Verfügung steht.
# 537
16 x 23 x 16 cm - mixed media - 2011
Sarkophag für eine Legende
Greenpeace 2016: Für ein Drittel unserer Lebensmittel sind wir auf die Bestäubung
von Insekten wie Bienen angewiesen. Allein in Europa hängen mehr als 4.000 Gemüsesorten
von Bienen ab.
Die Welt 4.9.2012: Experten schlagen Alarm: Ihr Aussterben hätte für die gesamte
Menschheit dramatische Folgen. Allein in Deutschland hat sich nach Angaben des Deutschen
Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute 1,4 Million
halbiert.
Grund genug der symbolisch letzten Biene einen verherrlichenden Sarkophag zu widmen.
In der runden Halbkugel befindet sich tatsächlich ein totes Exemplar einer Biene,
die jedoch nicht für dieses Kunstwerk sterben musste, sie wurde bereits tot aufgefunden.
# 676
B 29 x H 21 cm - mixed media - 2016
Veganer zu hülf!
Unschwer zu erkennen, ein Ei fürchtet sich vor dem, auf ihn herabfallenden Löffel.
Die Maserung auf dem Stein unterm Ei sieht aus wie ein Hühnerfuß und deutet darauf
hin, was noch aus diesem Ei hätte werden könnte, so man es verschonte. Diese Zeichnung
von Mutter Natur und die abgebildete Mimik hauchen den Steinen¹ Leben ein und implizieren
Gefühle – Ängste. Das Ungeborene ruft Veganer auf den Plan.
¹) Das Ei selbst ist ebenfalls nur ein Stein und beide zusammen haben zu diesem Werk
inspiriert.
# 677
B 18,5 x H 23,5 cm - mixed media - 2016
Has not a bull eyes?
PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) Juli 2016: Unter dem Deckmantel
der „Tradition“ werden in Spanien jedes Jahr schätzungsweise 30.000 bis 40.000 Stiere
regelrecht zu Tode gequält. Beim Stierkampf in der Arena werden die Tiere mit Dolchen
und Lanzen traktiert, bis sie erschöpft zusammenbrechen. In ihrem Todeskampf werden
sie immer wieder aufgehetzt und durch die Arena gejagt. Oftmals tötet der Dolchstoß
die Stiere am Ende des Kampfes nicht, und so werden sie bei Bewusstsein an Ketten
aus der Arena gezerrt.
Die mit roter Farbe gefüllten, sowohl austretenden als auch in die mit Blattgold
verbrämte Halbkugel einführenden Schläuche wollen an rettende Bluttransfusionen erinnern
mit welchen versucht wird, das Leben der Stiere zu retten. Auch die Form des Schädels
(Kugel)¹ unterstreicht den schützenden Gedanken.
¹) „Ursprünglich erfährt der Mensch die Gestalt des Runden in der Gebärde des Umarmens.
Bergen, schützen, in sich bewahren gehören zum Symbolkreis des Runden, der Kugel“
I.Riedel/Symbollexikon
Der Titel des Werkes ist eine Anspielung auf Shakespeares Shylock im Kaufmann von
Venedig (Akt 3, szene 1, 58-68i):
Hath not a Jew eyes? Hath not a Jew hands, organs, dimensions, senses, affections,
passions; fed with the same food, hurt with the same weapons, subject to the same
diseases, heal'd by the same means, warm'd and cool'd by the same winter and summer,
as a Christian is? If you prick us, do we not bleed? If you tickle us, do we not
laugh? If you poison us, do we not die?
Also hat nicht auch ein Stier Augen, Organe, Sinne? Wenn wir ihn stechen blutet er
wie wir…
# 678
Ø 57 x T 35 cm - mixed media - 2016
Über den Brunnenrand hinaus
Der Frosch, der im Brunnen lebt, beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand.
(Sprichwort aus der Mongolei)
Der Konvexe Spiegel liefert dem Betrachter eine verzerrte Sicht auf die Realität,
respektive seine eigene ganz persönliche Wahrnehmung der Wahrheit. Je nachdem wie
weit man vom „Brunnenrand“ entfernt ist, hat man ein unterschiedliches Empfinden
für die eigene Umgebung. Manche sehen nur einen kleinen Hinterhof ohne Weitsicht
und andere – gestützt und gefördert durch Bildung – hier durch die zahlreichen Buchstaben
symbolisiert – sehen sich mitten im Universum. Ein Bild, welches sich dem Betrachter
mit Fantasie und Vorstellungsvermögen ergibt, sofern er die Augen leicht schließt
– die weißen Buchstaben verschwimmen zu Lichtpunkten, zu Sternen, im Schwarz des
weiten Raumes.
# 679
35 x 32 cm - mixed media - 2016
42 - oder die falsche Frage
Das Werk setzt sich mit der zunehmenden Reglemen-tierung unseres Alltags auseinander. Wie in einem Call Center sind für alle denkbaren Situationen Handlungs-anweisungen oder Lösungsprozedere nummeriert und vorbereitet. Die technisch-metallische Struktur des Werkes symbolisiert die Austauschbarkeit von Personen in diesen prozessorientierten Strukturen.
Per Fingerzeig wird den Problemstellungen die jeweils richtige Vorgehensweise zugeordnet. Der ‚Superviser‘ ist das einzig menschliche Element im Werk und es durchbricht die harte, starre Form der Metallbox - ein Hinweis auf die menschlichen Urheber aller technischen und elektronischen Geräte.
Interessanterweise zeigt der Finger im Objekt auf die Nummer „42“, die das kürzeste Zitat aus dem Fantasy-
Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams ist. Dort beschreibt „42“ die exakt errechnete, aber sinnlose Antwort auf die Frage nach "dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ („life, the universe and everything“). Ein Symbol für die beziehungslose Sinnentleertheit von alltäglichen Kommunikationsroutinen, die für die Fragenden keinerlei Wert hat.
Wie weit wir selbst in unserem Verlangen nach Perfektion und Komplettheit gefangen sind, zeigt die Spannung, die der Betrachter durch das nicht ausgefüllte Feld unterhalb der „42“ empfindet, als Platzhalter für die "richtige Antwort" auf die "richtige Frage".
„Happy Landing!“
Kann ein Gegenstand, der so hoch ist wie der Christbaum am Rathausplatz und mit mehr als 560 Tonnen schwerer als 800 Formel-1 Bolieden (incl. Fahrer) – in Spielberg würde die gesamte Strecke Stoßstange an Stoßstange angefüllt werden können – wirklich fliegen ? Ist es nicht ein Wunder, dass wir in 10km Höhe in einem Fauteuil Videos zappen und im Internet surfen? Besser glauben wir da wohl an Schutzengeln als an die Gesetze der Aerodynamik.
Die beiden Schutzengel wachen über die Flugreise. Eines verfolgt beschützend mit den Augen das Flugzeug, das andere sieht bereits vorausschauend auf die Landebahn. Außerdem machen das strahlende Wetter und die hellen, freundlichen Wolken Lust auf eine luftige „überirdische“ Erfahrung.
Happy Landing!